Herde und Störfelder, eine historische Betrachtung

   

hier eingestellt: 18.8.2010

Herde und Störfelder
in der Zahnheilkunde
ein historischer Rückblick

Wintervorlesung Constanta 11/2008

Burghard Heim definiert den Herd als Feld:

Ein Feld liegt vor, wenn der Zustand eines Systems an einer beliebigen Stelle bestimmend ist für den Zustand eines Systems an einer anderen Stelle.

Diese Definition gilt für Raum und Zeit.

Zusammenhänge zwischen stummen chronischen Entzündungen (Herden) und verschiedenen Leiden wurden schon in der Frühzeit angenommen, wie Papyri und Keilschriften beweisen.

...aus einem assyrischen Keilschrift – Text
um 1400 vor Chr.:

Mein Herr, dessen Hände und Füße entzündet sind, verdankt diese Krankheit dem Zustand seiner Zähne; die kranken Zähne meines Herrn müssen entfernt werden, dann werden die Schmerzen verschwinden und sein Zustand wird zufriedenstellend sein.

So beschreibt Hippokrates 450-370 v.Chr. Die dentogene Sinusitis (comitans):

...am dritten Zahn (Eckzahn) finden sich häufiger Eiterungen
als an den anderen Zähnen; dicke Flüsse aus der Nase und von den Schläfen ausstrahlende Schmerzen rühren vorzugsweise von diesem Zahn her – er ist am häufigsten angefressen.

Auch im antiken Rom
wurden Zahnherde als Ursache fieberhaft-rheumatischer Krankheiten erkannt, so von
Scribonius Largus, dem Leibarzt des Kaisers Claudius – und als einzige Therapiemöglichkeit die Extraktion angegeben.

Erstaunlicherweise wurde schon damals von Celsus die Herdwirkung von Tonsillen erkannt und auch schon die vorsichtige Ausschälung dieser Tonsillen gefordert.

Später weist der arabische Kliniker
Razes (850 – 923 n.Chr.)
auf die Schädlichkeit alles Süßen für die Zähne hin, bezeichnet die Zahnextraktion bei Zahnfisteln als unumgänglich, spricht aber nicht von Fernerkrankungen durch solche Prozesse.

In Europa finden sich erst wieder im 17.Jhd.
Hinweise auf zahnherd-bedingteErkrankungen.
Der deutsche Wunderarzt Fabry beschreibt Zusammenhänge zwischen Zahnkrankheiten und Trigeminus-Neuralgien, wenige Jahre später auch der französische Chirurg Petit, die somit die „Hof“-Reaktion um bestehende Herde ansprechen.

Im 18.Jhd. ist es Fauchard in Frankreich, der die Extraktion kranker Zähne bei Allgemeinleiden (chronische Erkrankungen) für notwendig erachtet.

Zu Beginn des 19.Jhd. wird vom Amerikaner Rush
1818 und dem Deutschen Koecker wieder auf Zusammenhänge zwischen Zahnherden und Fernerkrankungen hingewiesen.

Erst gegen Ende des 19.Jhd´s weist Miller (1884) auf
Zahnherde als Ursache für Fernerkrankungen hin, Curschmann (1890) auf die gleiche Wirkung der chronischen Tonsillitis. Heller (1895) beschreibt den Reizeinfluß eines infizierten Nasen-Rachen-Raumes als mögliche Ursache von Ulcera ventriculi.

Oppner (1890) referiert über tonsillogene Herdwirkungen bei äußerlich normal aussehenden Tonsillen,wobei erstmals von retrotonsillaren Mikroabsszessen die Rede ist. Zuletzt berichtete Gürich (1904) über die Abhängigkeit eines Gelenkrheumatismus von Zahnherden.
Damit war der Boden vorbereitet für die Begründung der Herdforschung.

Pässler (1909) und Hunter (1910) können als die eigentlichen Begründer der Herdforschung betrachtet werden.
Ersterer sprach von einer Fokalinfektion und der zweite von einer oralen Sepsis.

In der Folgezeit kam die Herdforschung und die damit verbundene Herdlehre immer wieder in die Kritik der sogenannten Schulmedizin, wobei die totale Ablehnung immer im Vordergrund stand.
In den letzten Jahren wurden aber weltweit unter schulmedizinischen Forschungskriterien Ergebnisse, die Beziehungen von Herden/Störfeldern aus dem ZMK-Bereich aufwiesen, bekannt. Diese brachten und bringen die Schulmedizin mehr und mehr in gegenteilige Beweislast.

Vom Zahn zum Herz
Parodontose schädigt Blutgefäße.

Unter dieser Überschrift berichtete die Süddeutsche Zeitung am 7.3.2007, von Forschungsergebnissen der Universitäten London und Connecticut, daß es einen Zusammenhang zwischen Erkrankungen des Zahnfleisches und dem Zustand von Blutgefäßen im Körper gibt.
(New England Journal of Medicine Bd.356,S911,2007)

Der Studienautor John Deanfield (Uni London):

Mit diesen Untersuchungen konnten wir erstmals einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand von Zähnen und Blutgefäßen nachweisen.

Leider hat dieser Forscher keine geschichtlichen Kenntnisse!!!

Fazit :

Das Zahn-, Mund- und Kiefergebiet ist mit seinen direkten und indirekten Wechsel-Beziehungen in den gesamten Körper hinein der wahrscheinlich wichtigste Faktor im Gesundsein und Kranksein eines Menschen.

 

 
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