Die Zähne beeinflussen den ganzen Körper

   

veröffentlicht im Naturheilkunde Journal Dezember 2013

Gesunde Zähne ersparen langwierige Zahnbehandlungen und tragen zum gepflegten Erscheinungsbild eines Menschen bei. Sie haben jedoch auch einen erheblichen Anteil am Erhalt der allgemeinen Gesundheit. Die jahrunderte alte Erkenntnis, daß das Zahn-,Mund-,Kiefergebiet in direktem Zusammenhang mir der Gesamtgesundheit des Körpers steht, wird in letzter Zeit wissenschaftlich wiederentdeckt.

Die Gesundheitsrisiken, die von kranken Zähnen und ihrem direkten Umfeld ausgehen, sollten nicht unterschätzt werden (Herd- und Störfeldproblematik). Nach Ansicht von ganzheitlich arbeitenden Zahnmedizinern gehören kranke Zähne zu den Verursachern von zwei Dritteln aller internistischen Erkrankungen, was nach wie vor von den meisten Ärzten noch immer zu wenig beachtet wird.

Vor allem wenn die sogenannten ärztlichen Therapieversager zum Tragen kommen, sollten parallel die Zähne von einem naturheilkundlich orientierten Zahnarzt untersucht werden. Denn nicht immer machen sich kranke Zähne oder Rückstände von früheren Zahnbehandlungen durch Schmerzen im Mundbereich bemerkbar. Hier müssen die Erkenntnisse aus den Zahn-,Organ-Wechselbeziehungen zum diagnostischen Rüstzeug herangezogen werden.

Einerseits können verschiedene Allgemeinerkrankungen in der Mundhöhle frühzeitig erkannt werden. Andererseits können Entzündungen/Erkrankungen im Mundraum das Risiko für bestimmte körperliche Erkrankungen erhöhen. So gilt beispielsweise eine Zahnbettentzündung (Parodontitis), von der je nach Altersgruppe etwa 45 bis 65 Prozent der Erwachsenen betroffen sind, als Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes. Bei schwangeren Frauen werden Zusammenhänge zwischen Erkrankungen des Zahnhalteapparates und der Frühgeburtenrate sowie einem geringen Geburtsgewicht diskutiert. Auch Atemwegserkrankungen scheinen häufig von Bakterien (die ursprünglich im Darm angesiedelt waren) ausgelöst zu werden, die auch dafür bekannt sind, Entzündungen des Zahnbetts zu verursachen. Solche Wechselwirkungen entstehen, weil Bakterien aus der Mundhöhle häufig über die Blutbahn in andere Körperregionen vordringen und dort Erkrankungen auslösen oder vorhandene Erkrankungen begünstigen können. Die Besiedlung des „Kauschlauches“ mit Bakterien wird vom Mund (Lippen) bis zum Afterschließmuskel gesteuert vom Dickdarm, in dessen Payerschen Plaques 2/3 des gesamten Immunsystems angesiedelt ist. Liegt dort eine Störung vor, betrifft sie das ganze System und kann sogar zu Problemen führen, die das Funktionssystems von Kiefergelenken, Kaumuskulatur und der Kauebene zu Kopfschmerzen und Erkrankungen der Wirbelsäule betreffen können. Die Schleimhäute des Verdauungstraktes sind gleichzeitig auch mitverantwortlich für alle Stoffwechsel- und Regelfunktionen des Körpers.

Schlecht eingestellte Diabetiker etwa haben oft zusätzlich mit Zahnbettentzündungen zu kämpfen, weil ihre Abwehrmechanismen geschwächt sind. Systemische Erkrankungen können den Speichelfluss vermindern und dadurch das Kariesrisiko erhöhen. Gleiches kann die langfristig Einnahme bestimmter Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen oder Depressionen bewirken. Außerdem beeinflusst die Lebensweise die Mundgesundheit. Raucher zum Beispiel entwickeln häufiger eine Parodontitis und haben deutlich schlechtere Heilungschancen als Nichtraucher. Gemeinsam mit häufigem Alkoholgenuss steigert das Rauchen ebenso erheblich das Risiko von Mundschleimhautveränderungen und oralen Tumorerkrankungen.

Mundgesundheit ist zum großen Teil mitverantwortlich für die Gesamtgesundheit, diese Erkenntnis setzt sich mehr und mehr durch.

Durch eine gründliche tägliche Mundhygiene, professionelle Zahnreinigungen, eine gesunde Lebensweise und regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt sind Zahnfleisch- und Zahnbetterkrankungen wie auch Karies zu einem großen Teil beeinflussbar und lassen sich in den meisten Fällen gut therapieren. Allerdings spielt dabei die Mithilfe der Patienten durch eine sorgfältige Mundpflege eine zentrale Rolle. Tägliche Zahnpflege und regelmäßige Vorsorge beim Zahnarzt sind ein Muss Die Ernährung spielt eine entscheidend wichtige Rolle, sie sollte ausgewogen und vollwertig sein. Kohlehydrate in Form von Süßigkeiten sollten in Grenzen gehalten werden. „Süß macht sauer“ und somit im Darm ein Milieu schaffen, in dem Pilze und Schadstoffe gedeihen zum Schaden des „Ganzen“.

Entzündungen des Zahnbettes sind trotz des medizinisch-technischen Fortschritts der vergangenen Jahrzehnte noch immer bei 75 Prozent der Erwachsenen festzustellen. Weil sie in den meisten Fällen völlig schmerzfrei verlaufen, werden sie häufig erst dann bemerkt, wenn bereits ein unumkehrbarer Knochenabbau im Zahnhalteapparat stattgefunden hat und damit das Risiko für andere Erkrankungen und Komplikationen steigt. Entzündungen können in aller Regel behandelt und beseitigt werden, Knochenabbau kann nicht rückgängig gemacht werden, auch wenn dies mit Knochenersatzmaterialien versucht wird. Diese werden wie Fremdmaterial vom Körper behandelt und abgebaut (beseitigt), sodaß letztendlich die Defekte bleiben. Teure prothetische Wiederherstellungsmaßnahmen sind dann die Folge.

Studien zeigen ein um bis zu zweifach er­höhtes Risiko für Herzerkrankungen und ein fast dreifach erhöhtes Risiko für Schlaganfall. Auch wurden erhöhte Blutzuckerwerte bei Diabetikern festgestellt, die an einer Parodontitis leiden. Neugeborene, bei deren Mutter eine unbehandelte Parodontitis vorliegt, sind einem 7-fach höherem Risiko ausgesetzt, mit Untergewicht auf die Welt zu kommen. Umgekehrt tritt eine Parodontitis im Zusammenhang mit Diabetes oder Osteoporose häufiger auf, ebenso bei Rauchern von mehr als 15 Zigaretten am Tag, im höheren Lebensalter und bei erblicher Veranlagung.

Auch der Zahnarzt ist aufgrund der vielschichtigen Zusammenhänge medizinischer und zahnmedizinischer Erkrankungen in seiner fachlichen Kompetenz gefordert. Für ihn bedeutet dies, dass sich sein Aufgabenfeld nicht auf das Zahn-, Mund-, Kiefergebiet beschränkt, sondern sein Blick auf den ganzen Patienten gerichtet sein muss. Außerdem kommt der Zusammenarbeit zwischen Zahnmedizin und allgemeinmedizinischen Disziplinen eine wichtige Bedeutung zu.

Adressen von naturheilkundlich orientierten Zahnärzten, die ganzheitlich arbeiten, können beim Bundesverband der naturheilkundlich tätigen Zahnärzte (BNZ in Köln) angefordert werden.

 
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